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Oldtimerzunft Guntersblum
Wir waren in der Planung unserer Hochzeit, als mein damaliger Verein 1) noch eine Überraschung für uns hatte.
Es ging dabei um den Kauf einer Dreschmaschine.
Also ab auf dem Weg zur Hochzeit und nebenbei noch eine Dreschmaschine besichtigt.
Bei der Besichtigung erfuhren wir dann in einem Gespräch das es auch einen kleinen
Deutz gab der zum Verkauf stünde. Meine Verlobte entschloss spontan, mir diesen zur
Hochzeit zu schenken. Bei dem Transport der Dreschmaschine wurde er dann als
Beiladung mitgenommen. Es gibt noch einen Scan eines Zeitungsartikels als er auf der
Hessenaue abgeladen wurde.
Erst verliefen die Arbeiten über die Bestandsaufnahme und
der beginnenden Restauration vielversprechend. Später (es waren bereits etliche Teile
zum Sandstrahlen und Lackieren) stoppten die Arbeiten, die Kosten liefen aus dem Ruder.
Es folgte eine lange Zeit, in der der kleine Deutz in Kisten verpackt in Ecken eines
Gehöftes1) gelagert wurde.
Nachdem ich mich im Jahr 2016 dazu durchgerungen hatte und das Sparkonto auch grünes
Licht gab, musste ich einen großen Schwund durch lagern feststellen, dadurch wurde ein
Teileträger fällig. Also Kosten die nicht sein mussten und das Budget erst mal wieder
sprengte. Dieser und mein inzwischen als Kistendeutz bekannter Trecker waren inzwischen
in Guntersblum bei einem Freund und Oldtimerkollegen zwischengelagert worden, bis ein
bekannter Traktordoktor1) sich um denn
Kistendeutz kümmert, da kam aber kaum was rum
und dann auch noch das was ich wirklich nicht wollte.
Sinnbefreite Arbeit führte zu
Schäden und heftiger Nacharbeit und mir blieb nur der Trost, er hätte noch viel mehr
kaputt machen können....
....also doch noch Glück gehabt. Er hatte nun das Zeug zum
Rattendeutz2) zu verkommen. Mit Freunden
ging ich dann im Jahr 2019 das Projekt erneut
an, wieder zerlegen, Schäden beseitigen und auch da lackieren wo man später nicht mehr
hinkommt. So wurde aus dem hässlichen und misshandelten Entchen doch noch ein hübscher
Schwan. Er sollte nicht überrestauriert werden und man sollte sehen, daß der Deutz ein
Arbeitstier war. Dabei ist ein vorausschauendes Arbeiten und einige Jahre Patinabildung
notwendig. Das vorausschauende Arbeiten können wir beeinflussen, die Patina braucht dann
eben ihre Zeit.
1)Namen werden auch auf Anfrage nicht genannt
2)Eine Ratte stellt ein Fahrzeug dar, welches
auf alt und gammelig getrimmt wurde.
Im Gegensatz zu Show and Shine - Fahrzeugen, bei denen Rost ein absolutestes Tabu ist,
sind die Rostflächen und Schäden bei Ratcars absolut gewollt und werden gezielt
hinzugefügt. Daneben ist als Ratten-Besitzer nur eins gefragt:
Möglichst viel negative Kreativität. Überrollbügel aus Bambus,
selbst zusammengeschweißte Komponenten usw. Ganz sicher sollte man eine Ratte
nicht mit einem Fahrzeug im altersgerechten Originalzustand verwechseln, denn
da wird meist ein großer Aufwand betrieben um diesen Originalzustand zu konservieren
und zu erhalten. Auch Pfusch und sinnbefreites Arbeiten kann ungewollt zu einem
Rattenfahrzeug führen.
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